Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan: Ordensgründer und Sozialpionier
Salvatorianerinnen in Meran auf vertiefte Spurensuche zu ihren Wurzeln
Am 08. September 2018 jährt sich der 100. Todestag des Gründers der Salvatorianer und Salvatorianerinnen, Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, in dessen Nachfolge heute weltweit in über 30 Ländern 1.100 Männer und ebenso viele Frauen, Ordensleute wie auch viele Laien, vor allem in der Verkündigung und auf vielfältige Weise im Dienst an der Kirche und der heutigen Gesellschaft wirken. Eine Niederlassung gibt es seit 1912 in Meran/Obermais. Die 21 Schwestern werden sich ebenso wie ihre Mitschwestern und Mitbrüder und im Verband mit diesen ab heute ein Jahr lang intensiv mit der Persönlichkeit ihres Gründers und dem gemeinsamen ordenseigenen Charisma auseinandersetzen.
Nach innen leben, um nach außen wirken zu können:
Wer sind die Salvatorianerinnen in Meran?
Schlicht und einfach, wie es dem Geist der Salvatorianerinnen in Meran seit jeher entspricht, werden sie im Jahresbogen 2017/18 Pater Jordan in den Mittelpunkt ihres Gebetes und ihres Apostolates stellen und laden alle Interessierten zum feierlichen Gottesdienst am Samstag, 09. September, in die hauseigenen Kapelle ein. Beginn ist um 18. 00 Uhr. Jeweils am 08. des Monats wird bis zum 08. September 2018 gemeinsam die feierliche Laudes (Morgenlob) in memoriam Pater Jordan gebetet werden. Die Schülerinnen des Mädchenheimes werden einen Jahreskalender mit Zitaten des Gründers gestalten und herausgeben. Auch verschiedene andere Aktivitäten sind für das ganze Jahr geplant.
Pater Jordan in seiner Gesamtpersönlichkeit sehen und sein Apostolat leben: Darauf legt die Schwesterngemeinschaft weiterhin ihr Hauptaugenmerk. Das vom Gründer grundgelegte Kriterium dazu lautet: „Alles zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Seelen“ immer und überall. Diesem Universalitätsanspruch kamen die Schwestern in Meran seit ihrer Niederlassung stets entgegen: durch Einsätze in Europa und im Nahen Osten, durch ihre Herkunft – aktuell sind Polen, die Schweiz und Italien neben Südtirol im Kloster vertreten – sowie durch ihr Streben, dort sich einzusetzen, wo Not ist. So war beispielsweise die Salvatorianerin Sr. Imelda Augscheller Mitpionierin in der Betreuung von Aidskranken in Südtirol. Sr. Rosa Mair und Sr. Sieglinde Oberkofler wirkten bis Herbst des vergangenen Jahres über viele Jahre segensreich bei den Ärmsten der Armen in Rumänien. Sr. Nicoletta Scherrer, Sr. Maria Theresia Rainer, Anita Küttel und Sr. Elisabeth Zöschg waren im Heiligen Land im Einsatz, um nur einige Bereiche anzuführen, in denen die Meraner Salvatorianerinnen tätig waren. Nicht zu vergessen für Südtirol ist die Führung des Mädchenheimes seit 67 Jahren, in dem Sr. Monika Mair über 45 Jahre lang Mittel- und Oberschülerinnen und deren Familien in einmaliger Weise begleitete und betreute. „Apostelin der Jugend“, wurde sie bei ihrem Ausscheiden aus dem offiziellen Dienst vor drei Jahren einmal liebevoll bezeichnet.
Heute, hundert Jahre nach Pater Jordans Tod, haben sich die Nöte geändert, und wieder gilt es für die SalvatorianerInnen weltweit und in Meran, die Nöte der Zeit zu erkennen und sich für die Menschen einzusetzen. Eine himmelschreiende Not weltweit und mittlerweile spezifisch auch europaweit ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts der Menschenhandel. Still, unspektakulär, aber mit viel Mitgefühl und Professionalität leisten Sr. Lia Battisti und Sr. Imelda Augscheller mit großer Unterstützung der Gemeinschaft Volontariatsdienste für die Organisation „Alba“, von der La Strada ins Leben gerufen und Anlaufstelle für Frauen, die der Prostitution entkommen.
Wer ist Pater Jordan, der Gründer?
Der Schweizer Redakteur Reinhard Abeln schreibt über die Persönlichkeit des Ordensgründers, der eigentlich wünschte, Weltpriester zu werden und der kein Gründer werden wollte, Folgendes: „Was Thomas von Celano einst über Franz von Assisi sagte, trifft in gleicher Weise auch auf Pater Johann Baptist Jordan zu: ‚Er war im Umgang voller Anmut, von Natur aus gutherzig, in seiner Rede gewinnend, im Ermahnen massvoll, in der Durchführung des Befohlenen genau, klug in seinem Rat, geschickt in seinem Tun, in allem gefällig, von heiterem Sinn, von ansprechender Gemütsart, von nüchternem Geist, ausdauernd im Gebet, in allem eifrig, fest in seinen Vorsätzen, ausdauernd in den Tugenden, beharrlich in der Gnade, immer sich selbst gleich, schnell im Verzeihen, langsam im Zorn, von freiem Geist, ausgestattet mit einem guten Gedächtnis, scharfsinnig bei Erörterungen, in der Wahl umsichtig, streng gegenüber sich selber und nachsichtig gegenüber anderen, in allem überlegt.“
Zwei Schicksalsjahre der europäischen Geschichte bilden den Rahmen für Pater Jordans Leben: Im Revolutionsjahr 1848 wurde er im kleinen Dorf Gurtweil bei Waldshut in Baden an der deutsch-schweizerischen Grenze als zweites Kind bettelarmer Eltern geboren. 1918, als der erste große Weltenbrand im 20. Jahrhundert Europa in Schutt und Asche gelegt hatte, starb der Gründer der SalvatorianerInnen in einem Armenhaus in Tafers bei Freiburg in der Schweiz. Dazwischen liegen Schwerarbeit als Beitrag zum Unterhalt der Familie, Studium und Priesterweihe als Spätberufener, 1881 die Gründung einer für alle Menschen- Männer, Frauen, Laien – offene „Apostolische Lehrgesellschaft“ in Rom, der männliche Zweig der Salvatorianer, 1888 mit Hilfe der edlen und ebenso wie Pater Jordan apostolisch fühlenden Freifrau Therese von Wüllenweber in Tivoli die Salvatorianerinnen. Die heute als Internationale Gemeinschaft des Göttlichen Heilandes bekannte Laiengemeinschaft plante Pater Jordan von Anfang an mit, an deren Konkretisierung vermochte er krankheitsbedingt nicht mehr mitzuwirken.
Pater Jordans Aktualität
Ausdauerndes Gebet und unerschöpfliche Kreuzesliebe bilden die Grundpfeiler von Pater Jordans Leben und Wirken. Geradezu faszinierend wirkt sein Umgang mit Schwierigkeiten: Die Amtskirche beispielsweise begegnete Pater Jordans Vorstößen zur Gründung einer Gemeinschaft lange mit Misstrauen und stellte ihm 20 Jahre lang einen apostolischen Visitator zur Seite. Nichtsdestotrotz gründete Pater Jordan seine Werke auf ein unendliches Gottvertrauen und evangelische Armut. Der Salvatorianerpater Timotheus Edwein schreibt dazu: „Er entfaltete sie in rastlosem apostolischem Eifer und demütigem Dienst, bereit, immerzu und überall alle Mittel zu versuchen und alle Wege zu beschreiten, die die Liebe Christi eingibt‘“, wie es in der Salvatorianischen Grundregel heißt. Sr. Brigitte Thalhammer, Provinzleiterin der Salvatorianerinnen in Österreich und Ungarn, definiert Pater Jordan folgendermaßen: „Verkündigung bedeutete für ihn, die Frage nach Gott wachzuhalten, sowie den Blick auf die jeweiligen Nöte – denn man kann nicht verkündigen, wenn die Menschen nichts zu essen haben.“ Ein großes Programm für eine große Krisenzeit heute, die ihre Wurzeln zweifelsohne in einer großen spirituellen Krise hat – mit einem großen Krisenmanager: dem Sozialpionier Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, so sein offizieller Ordensname – vor hundert Jahren genauso aktuell wie heute.