Den 186. Geburtstag von Mutter Maria, der Mitgründerin der Sorores Divini Salvatoris, beging die Gemeinschaft in Meran/Obermais am 19. Februar bedacht-spirituell: Gemeinsame Laudes, Vesper und Gottesdienst standen im Zeichen der Erinnerung an das geistliche Erbe von Mutter Maria von den Aposteln.
Wer war Mutter Maria?
Impulsreferat von Sr. Maria Theresia Rainer, SDS
Im Rahmen der feierlichen Laudes in memoriam Mutter Maria ging Sr. Maria Theresia Rainer, eine der profunden Kennerinnen von Leben und Wirken der Mitgründerin der Salvatorianischen Familie, auf die vielschichtige Persönlichkeit der Seligen ein.
Die Kernfrage hiezu lautete: Welches Bild habe i c h von dieser starken, lebensnahen Frau?
Die Selige Maria von den Aposteln wurde uns vor allem als adelige Frau vermittelt, die auf alles verzichtete und sich ganz auf Gottes Ruf einließ, in unverbrüchlicher Treue und Gehorsam dem Gründer gegenüber.
Das Persönlichkeitsbild von Mutter Maria ist wie ein Fresko, das von vielen Schichten übermalt wurde. Wir müssen Schichte für Schichte zuordnen, Übermalungen abtragen, um anhand ihres Lebensweges an das wahre Original zu kommen.
Sie war wie Pater Jordan ein Beziehungsmensch. Ihre Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit hat sie von ihrer Familie mitbekommen, die viele Kontakte auf gesellschaftlicher, politischer und kirchlicher Ebene hatte.
Auch der Lehrplan der Pensionatszeit in Lüttich ist beeindruckend modern und vielfältig. Zu den Schwestern und manchen Schulkolleginnen dieses Pensionats behielt sie Kontakt und nahm bis 1888 jährlich dort an den Exerzitien teil.
In der Neuwerker Zeit: Unzufrieden mit den begrenzten Möglichkeiten, von Neuwerk aus apostolisch wirken zu können, unternahm Therese immer wieder Anstrengungen, um mit anderen Gemeinschaften und Gründungsgestalten in Kontakt zu kommen, um das Barbarastift und sich selbst weltweit in den Dienst einer guten Sache zu stellen.
Trotz der vielen Misserfolge gab Therese nicht auf, nach dem Willen Gottes und ihrer Berufung zu suchen, bis sie dann endlich auf die neu gegründete Apostolische Lehrgesellschaft aufmerksam wurde und sich voll einließ. Mit P. Bonaventura Lüthen stand sie in allen Schwierigkeiten treu zum Gründer, so wie Lüthen es einmal formulierte: „Sind wir beide doch dem Ehrwürdigen Stifter so nahe (...) Sie seine erstgeborene, geistliche Tochter und ich sein ältester Sohn.“
Für Pater Jordan kam nur Rom als Zentrum der Christenheit für seine Gründung in Frage. Auch Therese von Wüllenweber war, geprägt vom Kulturkampf in Deutschland, Rom-orientiert.
Sowohl Pater Jordan als auch die Selige Maria von den Aposteln hatten eine „lebendige Papstbeziehung“. Unter dem Pontifikat von Pius IX tagte das Erste Vatikanische Konzil (1870-1871) mit der Propagierung der päpstlichen Unfehlbarkeit.
In der Nacht vom 4. Auf den 5. April 1894 hatte sie in Tivoli einen Traum, den sie aufschrieb: „( ...) dass der Heilige Vater mich liebevoll segnete – sagte, es gehe jetzt gut mit der Katholischen Lehrgesellschaft – und ich will dich in Rom haben (...)“, was dann auch geschah. In 49 Eintragungen hält Mutter Maria Aussagen von Papst Pius IX, einige persönliche Begegnungen mit ihm und Mitfeiern der Schwestern bei Papstmessen in ihren Tagebüchern fest.
Am Ende des Pontifikates von Papst Leo XIII. finden einige prägende Ereignisse im Leben von Mutter maria statt. Am 19. Februar 1903 feiert sie ihren 70. Geburtstag, am 30. Juni wird das neue, eigene Mutterhaus in der Salita Sant’Onofrio gekauft. Am 20. Juli stirbt der Papst, an dessen Begräbnis sie teilnehmen darf. Am 2. August macht Mutter Maria ihr Testament, in dem sie ihre Schwestern ermahnt, immer am Geist des Gründers festzuhalten.
Vom nächsten Papst Pius X. (1903-1914) erlebte Mutter Maria nur mehr vier Jahre seines Pontifikates. Er führte eine durchgreifende innerkirchliche Reform von bleibendem Wert durch. Acht Eintragungen in ihr Tagebuch berichten von weiteren wichtigen Ereignissen: Am 10. November 1904 erhalten die Schwestern endlich vom Heiligen Vater die Erlaubnis zur kanonischen Gründung des Mutterhauses und des Noviziates in Rom und am 18. Gründungstag, dem 8. Dezember 1906, hatten 22 Schwestern die Möglichkeit, vom Heiligen Vater in Audienz empfangen zu werden. Einen letzten päpstlichen Segen empfängt Mutter maria am 18.12.1907, eine Woche vor ihrem Tod. Pater Pankratius Pfeiffer besuchte die Sterbenskranke und übermittelte ihr diesen Segen.
Dankbar und zufrieden durfte sie auf ihr Lebenswerk zurückschauen. Viele Menschen hatten sie begleitet. Mit vielen Menschen aus allen Schichten und aus allen Ländern der Welt pflegte sie Kontakte.